Oft verstehen Leute ausserhalb der Szene nicht, wo der Reiz in irgendeiner Sache liegt, die SM-Leute miteinander machen und die schmerzvoll aussehen. Was soll man daran geniessen, wenn man geschlagen wird? Wo ist der Spass, blaue Flecken zu haben?
Nun, denke doch einmal daran: Hattest Du irgendwann einmal intensiven Sex und nachher Beissspuren an Deinem Nacken festgestellt? Kannst Du Dich nicht erinnern, wie die dort hingekommen sind? Was passierte war, dass Dein Partner dich gebissen hat, fest, fest genug jedenfalls dass Spuren blieben, und alles was Du fühltest, war angenehm für Dich. Hätte Dich Dein Partner OHNE Sex gleich fest gebissen, hättest Du mit Sicherheit “Au!” geschrien, weil es ziemlich weh getan hätte. Wenn Du sexuell erregt bist, geht die Schmerzgrenze ziemlich hinauf und Stimulationen, die Du normalerweise als schmerzvoll empfinden würdest, können in diesen Situationen genussvoll erlebt werden.
Eine andere Erklärung ist, dass das Gehirn Endrophine produziert, natürliche Opiate, die den Schmerz kompensieren. Tatsächlich kann man süchtig davon werden. Das High beim Joggen kommt davon, dass man den Körper trotz Schmerzen so lange vorwärts treibt, bis die Endrophine einschiessen. Das “Heiss-und Kalt-Gefühl”, nachdem man Chili-Pfeffer gegessen hat, kommt aus der selben Quelle. Genau das ist es, was SM-Spieler geniessen, wenn sie gepeitscht oder versohlt werden. Es ist kein Schmerz, es ist Vergnügen! Alle Athleten, die süchtig aufs Training sind, sind eindeutig Masochisten, die Ihren Körper quälen, um eine chemische Antwort zu bekommen. Dein Freund, der es geniesst, gepeitscht zu werden, ist wahrscheinlich weniger Masochist als jeder durchschnittliche Marathonläufer!
Das ist der Grund, warum manche Tops Schmerz als Belohnung sehen. Schmerz als Bestrafung kann den genau umgekehrten Effekt haben, wenn Dein Bottom es geniesst, geschlagen zu werden!
Endrophine sind sicher nicht die einzige Erklärung daü, warum Masochisten intensive Gefühle begehrenswert finden. Nich jeder Masochist schmilzt selig dahin, während er gepeitscht wird und wahrscheinlich wollen das viele auch gar nicht. Die Arten der Erfahrung intensiver Gefühle reichen von einem zarten Prickeln über ein leichtes Brennen, einen heftigen Schmerz bis zu einem Dröhnen, das die Tränen in die Augen treibt. Wie immer das Gefühl ist, es wird sicher jemand geben, der es geniesst.
Es gibt viele unterschiedliche Empfindungen, die im Liebesspiel geweckt werden können: Leichtes Kratzen mit den Fingernägeln, Schlagen mit der flachen Hand, zwicken, drücken… es gibt viele Wege, jemanden zu berühren, und alle können angenehm sein. Verschiedene Menschen haben unterschiedliche Grade der Erregung. “Different strokes for different folks” wie die Engländer sagen. Was für den einen eine wundervoll sinnliche Liebkosung ist, kann für den anderen absolut abstossend sein. Und was für den einen eine genussvolle Prügelstrafe ist, kann für den anderen absolut kein Spass sein. Ständige gegenseitige Auseinandersetzung ist das Geheimnis, das Richtige herauszufinden.
Manche Leute halten das alles trotzdem für absurd. “Wie kannst Du nur Schmerz wollen?” Die beste Antwort, die man darauf geben kann, ist vielleicht: Es gibt manche Menschen, die unterschiedlich kalibriert (eingerichtet) sind. Sie brauchen mehr bzw. stärkere Gefühle. Sie finden die Intensität er-, auf- und anregend, wohingegen jemand anderes das Gleiche überzeichnet und qualvoll findet. Menschen mögen unterschiedlich viel Salz in der Suppe; warum soll es bei sexuellen Dingen anders sein? Jeder erlebt Gefühle unterschiedlich, und wenn man stärkere Gefühle erleben möchte, gibt es sichere Wege dorthin. Das zu bekommen, was man möchte, auf sichere Art, kann das Leben viel glücklicher machen.