Dieser Abschnitt müsste wesentlich ausführlicher sein. Es wurden jedoch die Informationen, die eine bestimmte Aktion betreffen, in das jeweilige Kapitel übernommen, wo diese Aktion behandelt wird. Es war einfach zuviel Material für ein Kapitel.
SM ist meistens Spiel und als solches macht es Spass. Aber SM kann auch intensiv und kraftvoll sein. Hier einige nützliche Tips für Leute, die gerade damit beginnen.
Zuallererst: Redet miteinander. Lass Deinen Partner wissen, was Du möchtest und was Du nicht möchtest. Haltet den Dialog aufrecht. Beobachte Deinen Partner, sei Dir bewusst, was er fühlt und denkt und respektiere seine Grenzen. Vereinbart ein Safewort und lasst keinen Zweifel daran, dass es, wenn verwendet, hundertprozentig beachtet wird. Gehe nicht davon aus, dass Dein Partner irgendeine Phantasie mit Dir teilt, bevor Du sie nicht ausdrücklich mit ihm besprochen hast. Nur weil jemand gerne die Augen verbunden hat, muss dass nicht bedeuten, dass er auch gerne gefesselt wird. Und, sehr wichtig, erlaubt Euch beide, zu jeder Zeit aus jedem Grund das Spiel zu unterbrechen. Respektiert den Wunsch des anderen aufzuhören und besprecht die Dinge, die schief gelaufen sind.
Sei sensitiv. Das SM-Spiel kann (es muss nicht, es kann) Hilflosigkeit, intensive Gefühle und psychologische Herrschaft enthalten. Das ist starker Tabak. Manche Dinge können tief in die Seele hinein reichen und Kindheits- Traumata oder verdrängte Ängste ohne Warnung hervorbringen. Sei Dir bewusst, dass Du in tiefem Wasser schwimmst und sei respektvoll, liebevoll und vorsichtig. Lass Dich durch diese Warnungen nicht von SM abbringen, aber gerade wenn Du experimentieren möchtest: Achte darauf, was ihr beide fühlt. Und natürlich: Entscheide für Dich alleine, ob SM (oder Elemente von SM) wirklich zu Deinem Sex-Leben gehören. Höre nicht auf jemand anderen, der sagt: “SM ist sicher toll für Dich.” oder “SM ist sicher nichts für Dich.”. Nur Du alleine kannst diese Entscheidung treffen.
Sei ehrlich. Wenn Du etwas nicht möchtest, lass Dich nicht von Deinem Partner dazu zwingen. Wenn Du anfängst, SM zu entdecken, wirst Du wahrscheinlich Partner treffen, die das eine oder andere von Dir haben möchten, das Du noch nicht kennst. Vielleicht ist Dein Partner auch für etwas in Stimmung, wozu Du absolut keine Lust hast. Die Erfahrung zeigt, dass es besser ist zu sagen: “Oh, ich glaube, wir wollen unterschiedliche Dinge. Lass uns darüber sprechen.” Eine Session, die Du nicht wirklich magst, kann von lauwarm bis zu etwas enden, von dem Du wünschtest, es sei vorbei. Es gibt genug Zeit… nicht Zwang, sondern Vertrauen legen den Grundstein für eine spätere gute Basis.
Eine spezielle Spielart von D/S ist Dominanz und Unterwerfung, wobei der Bottom etwas von seiner Freiheit zur Entscheidung an den Top abgibt, der ihn damit kontrollieren kann. Obwohl viele Menschen mit starken Grundsätzen dieses Spiel perfekt spielen können (und daraus tatsächlich eine enorme Befriedigung und Beglückung erzielen), trägt diese Art von Spiel doch eine gewisse Form emotionaler Gefahr für Menschen mit geringem Selbstwertgefühl in sich. Die Gefahr liegt darin, dass der dominante Partner seine Macht dazu missbraucht, den Bottom mehr und mehr nutzlos und machtlos durch die SM Dynamik fühlen zu lassen. Dies resultiert meist darin, dass der Bottom in immer stärkerem Masse seine Unabhängigkeit verliert.
Wenn Du Bedenken bezüglich Deines Selbstwert-Gefühls hast, und meinst, dass Du als Bottom (obgleich ein reizvoller Gedanke) möglicherweise damit besser zurechtkommst und Dein schlechtes Selbstimage damit aufpolieren kannst, solltest Du Dich ernsthaft fragen, ob das D/S Spiel in dieser Phase Deines Lebens das Richtige ist. Die Antwort wird wahrscheinlich “Nein” sein. (Und umgekehrt, wenn Du über jemanden Macht hast, der “es nicht besser verdient”, solltest Du Dich fragen, ob Du wirklich einen Partner möchtest, der so gering von sich denkt.). Grundsätzlich ist es für jeden, der SM betreibt, ratsam, genau auf die Motivation und die Grenzen zu achten und sich ständig klar darüber zu sein, ob SM (in welcher Form auch immer) selbst-aufbauend oder selbstzerstörend wirkt. Es muss nicht alles so schwarz und weiss sein. Vielleicht sind es nur manche Aktivitäten oder Rollen oder Wörter, die dich unsicher, verletzt oder wertlos fühlen lassen. Du wirst versuchen, solchen Situationen aus dem Weg zu gehen. Genau daü ist die gegenseitige Auseinandersetzung: Du hast das Recht, das zu machen, was gut für Dich ist, und zu vermeiden, was Dir schadet. Und Du hast das Recht, von deinem Partner zu verlangen, dass er Deine Grenzen akzeptiert. Das gilt natürlich für jede Beziehung, BDSM oder nicht. Die Diskussion, ab welchem Moment Dom/Sub-Beziehungen schädlich oder zerstörerisch werden, wird in den Newsgruppen immer wieder geführt. Aus gutem Grund -es ist ein wichtiger Punkt ist.
BDSM kann manchmal therapeutisch wirken, aber es ist in keinem Fall Ersatz für eine Therapie. Man sagt, “you can´t take power from the powerless” (Man kann keine Macht von Machtlosen bekommen). Eine gesunde D/S-Beziehung basiert auf gegenseitigem Respekt und in dem Wissen, dass beide Partner dieses Leben vollinformiert und ungezwungen gewählt haben. Der Sub ist stolz, sich zu unterwerfen und der Dominate ist stolz, dieses Geschenk zu empfangen. Das ist komplett verschieden von einer missbräuchlichen Beziehung, in der ein Partner die gesamte Welt des anderen Partners kontrolliert, mit dem einzigen Ziel, ihn endgültig und hilflos abhängig zu machen.
Zurück zum physischen Teil: Wenn Du der Top bist und Du fesselst Deinen Bottom, achte genau darauf, was Du tust. Dein Bottom kann für das Spiel kaum mehr etwas tun, deshalb liegt es an Dir darauf zu achten, dass er kein ernstes Problem bekommt und bei Laune gehalten wird. Das “bei Laune halten” kann so unangenehm sein, wie Du möchtest, aber achte darauf, dass Deinem Bottom nicht langweilig wird. Das macht selten Spass. (Ach ja, wenn Du als Top wirklich unzufrieden mit Deinem Bottom bist, weil er zum Beispiel eine Vereinbarung nicht gehalten hat, ist es meist eine harte Bestrafung, ihn wegzuschicken oder ihn zu ignorieren. Aber das ist schon eher etwas für Fortgeschrittene.)
Denke an Aids. Fast alles zwischen einem spitzen Kuss und flüchtigen Hautkontakt birgt ein Übertragungsrisiko in sich, solange nicht irgendeine Latex-Barriere dazwischen ist. Daher: Kein ungeschützter Kontakt zwischen irgendwelchen Kombinationen von Fingern, Genitalien, Mund und Anus. Verwende ein Latextuch bei Cunnilingus oder Mund-Anus-Kontakt, Handschuhe bei manueller Stimulation und Kondome für alles, was eingeführt wird (Auch Dildos etc.). Verwende wasserbasierende Gleitcremes (z.B. London Gleit Creme), wenn sie zusätzlich keimtötend sind, umso besser. Öl und öl-basierende Salben lösen Latex auf!! Deshalb halte das Massageöl fern von Handschuhen und Kondomen (und Latex-Kleidung, wenn vorhanden).
Blut, Samenflüssigkeit, weibliches Sekret, Speichel und Urin… alles kann HIV-verseucht sein. Spiele hart, aber spiele sicher. (Eines der interessanten Dinge bei SM ist, dass es die Bandbreite von sicheren Spielen zwischen Partnern vergrössert. Es vergrössert andererseits auch die Bandbreite der unsicheren Spiele…). Es gibt wesentlich mehr Sicherheitstips, aber für weiterführende Informationen solltest Du Dir eines der Bücher ansehen, die im Anhang angeführt sind.
Viele Tops haben einen SM-Sicherheitskoffer, der (unter anderem) solche Dinge enthält wie eine Taschenlampe, Ersatzschlüssel für ALLE Schlösser, Verbandsschere zum schnellen Entfernen von Fesselungen, einen Erste-Hilfe-Satz, Desinfektionsmittel für Spielzeug das in Kontakt mit Körperflüssigkeit gekommen ist, Safer Sex Dinge (Kondome,…) und so weiter.
Es gibt auch einige Dinge die üblicherweise als gefährlich eingestuft werden, solange man nicht von jemanden Erfahrenen Informationen bekommen hat. Dazu gehört zum Beispiel das freie Hängenlassen des Bottoms. Es gibt eine Menge Dinge, die dabei schief gehen können und vieles kann böse Folgen haben. Kreuzigung ist übrigens eine besonders gefährliche Form des Aufhängens. Body-Piercing (das Durchstechen von Körperteilen) ist ebenfalls nichts für den Anfänger. Es braucht eine ganze Menge Know How und Präzision, und ein Fehler kann in einem ziemlichen Schlamassel enden.
Glücklicherweise sind die meisten SM-Aktivitäten wie fesseln, peitschen oder sonstiges quälen nicht annähernd so gefährlich. Man kann zart anfangen und die Intensität so weit steigern, soweit es beide möchten. Achte darauf, was Du tust, sprich Dich mit Deinem Partner ab und ihr werdet Spass daran haben. Ganz allgemein: Beginnt langsam und übt. Man lernt schnell und auch der Weg wird Spass machen. Du wirst rasch an Punkte kommen, von denen Du vorher nicht einmal zu träumen wagtest!